Im Interview berichtet Frank Reichenbach, Abteilungsleiter für Materialwirtschaft der Uniklinik Freiburg, wie er zur öffentlichen Beschaffung kam und was das Berufsbild eines Klinikeinkäufers kennzeichnet.
Herr Reichenbach, bitte erzählen Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang bis hin zum Einkaufsleiter der Uniklinik Freiburg.
Ich habe zuerst eine kaufmännische Ausbildung absolviert und im Anschluss daran als zweiten Bildungsweg Betriebswirtschaftslehre studiert. Danach wurde ich intern durch meinen damaligen Mentor gefördert und habe an einem Traineeprogramm teilgenommen. Zunächst war ich in der sogenannten freien Wirtschaft tätig, genauer gesagt in der IT und im Lebensmittelbereich.
Was ist das für Sie Faszinierendste an Ihrem Job?
Wenn ich meinen Job mit anderen Branchen vergleiche, merke ich immer wieder, dass es nirgends eine so große Vielfältigkeit gibt, wie im Einkauf. Natürlich hat man gewisse Verpflichtungen dem Management und den Mitarbeitern gegenüber. Die Mitarbeiterführung ist für mich ebenfalls ein sehr spannendes Feld.
Mit welchen beruflichen Herausforderungen hatten Sie während Ihrer Karriere besonders zu kämpfen?
Auch hier möchte ich die Verpflichtungen gegenüber dem Management, wie auch die Verpflichtungen gegenüber dem Mitarbeiter ansprechen. Diese Doppelfunktion ist nicht immer ganz einfach. Der Spagat zwischen der Mitarbeiterführung und den Erwartungen des Managements muss in Einklang gebracht werden, und gehört somit zu den Herausforderungen.
Worin sehen Sie die meisten Fehler, die in der öffentlichen Beschaffung, speziell im medizinischen Bereich, gemacht werden?
Ich denke, dass man die Zusammenarbeit zwischen Ärzteverträgen und dem administrativen Bereich nicht ausreichend im Fokus hat. Grundsätzlich wird zu wenig kostfunktional gedacht. Der Einkauf hat teilweise auch immer noch zu wenig Strategien und Visionen. Das müsste insgesamt noch viel mehr in den Fokus rücken.
Welche Fähigkeiten bringt ein guter Einkäufer Ihrer Meinung nach mit?
Er sollte offen für Gestaltungsprozesse sein sowie mit- und weiterdenken. Das gilt zum Beispiel für den Bereich Controlling oder für den medizinischen Bereich.
Wie haben Sie Ihr Team weiterentwickelt?
Ich habe mein Team durch eine kontinuierliche Fortbildung gestaltet und weiterentwickelt. Dazu zählt auch das Thema Gestaltung von Geschäftsprozessen.
Man hebt die Anforderung an den eigenen Bereich und an sein Team. Der wichtigste Faktor ist hier ganz klar das Führen mit Zielen.
Was trägt Ihrer Meinung nach zum erfolgreichen Teamwork bei?
Zum erfolgreichen Teamwork trägt das gemeinsame Verständnis bei, warum und wie man bestimmte Dinge macht. Die Kommunikation und Transparenz innerhalb des Teams sind die wichtigsten Faktoren.
Wie entdecken Sie Talente im Einkauf und wie fördern Sie sie?
Zum einen entdecken wir Talente durch das Führen von Mitarbeitergesprächen und zum anderen durch den gezielten Aufbau in der Personalentwicklung. Wir schauen bei der kaufmännischen Ausbildung sehr genau hin. Die Auszubildenden werden schließlich nicht nur übernommen, sondern auch direkt weitergeführt.
Der nächste Schritt wäre dann zum Beispiel der Weg zum Fachkaufmann für Materialwirtschaft. Weitere Schritte erfolgen immer stufenweise, sodass jeder individuell gefördert werden kann.
Wo sehen Sie den Einkauf in der Zukunft?
Ich weiß nicht, ob man den Begriff „Einkauf“ dann noch so verwenden wird.
Der Begriff „Prozessgestalter“ würde sehr gut zutreffen. Der Einkauf wird Prozesse für sein Unternehmen mitgestalten. Nur noch ein Teilaspekt wird darin bestehen, wie ich meine Ware beziehe. Zukünftig wird es wohl eher darum gehen, wie die Ware ins Haus kommt und wie sie weiterentwickelt wird. Der Einkauf wird also zunehmend als Gestalter fungieren.
Was können Sie angehenden Einkaufsleitern mit auf den Weg geben?
Ich gebe angehenden Einkaufsleiterinnen und -leitern mit auf den Weg, dass sie sich immer auf den neuesten Stand bringen sollten.
Als Einkaufsleiterin oder -leiter muss man sich immer weiterbilden und einen Blick dafür haben, wie Geschäftsprozesse miteinander zusammenhängen und was man selbst, beziehungsweise das Team, zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann.
Frank Reichenbach
Universitätsklinikum Freiburg AÖR
Abteilungsleitung Materialwirtschaft
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