Runderneuerte Reifen, Quelle: RuLa – BRW GmbH

Die Regionalverkehr Erzgebirge GmbH ist ein Mobilitätsdienstleister in Sachsen. Zum Fuhrpark der RVE gehören Linienbusse, Kombibusse, Reisebusse und Oldtimer – insgesamt über 260 Fahrzeuge. Pro Jahr werden etwa 15 Millionen Menschen mit der Flotte des Unternehmens befördert. Silvio Koch ist stellvertretender Leiter Technik bei der RVE und erläutert im Interview mit AZuR, der Initiative Altreifen-Recycling, seine Erfahrungen mit runderneuerten Reifen.

 

Herr Koch, Sie setzen beim Fuhrpark der RVE auf runderneuerte Reifen. Wie kam es dazu und wie lange machen Sie das schon?

Der Einsatz von runderneuerten Reifen in unserem Unternehmen ist historisch gewachsen.

Bereits nach der Wiedervereinigung wurden die ersten Fahrzeuge mit dem damaligen noch gängigen Reifen im kaltrunderneuerten Verfahren ausgerüstet. Ausschlaggebend waren und sind wirtschaftliche Aspekte. Gleichzeitig spielt der sicherheitsrelevante Aspekt für unsere Kunden eine entscheidende Rolle. Ein runderneuter Reifen wird bei uns von September bis August des Folgejahres gefahren, dies bei einer Laufleistung von ca. 45-50 Tkm. Bei guten Verhältnissen sind auch zwei Jahre durchgehend möglich, hier entsteht aber der Spagat zwischen voller Ausnutzung des Profils und der Sicherheit unserer Fahrgäste. Hier wird sich durch uns ganz klar für die Sicherheit der Gäste entschieden.

Bei welchen Fahrzeugen der RVE-Flotte werden runderneuerte Reifen genutzt und wie groß ist der Anteil von runderneuerten Reifen? 

Alle Linienfahrzeuge der RVE GmbH in den Dimensionen 275/70 R22,5 sind auf der Hinterachse mit runderneuerten Reifen bestückt. Anfangs mit kalt- später vermehrt mit heißrunderneuerten Reifen, welche einen weiteren Pluspunkt an Sicherheit mit sich bringen. Auch die Dimensionen 295/80 R22,5 sind, wenn nicht für den Reiseverkehr bzw. Anmietverkehr bestimmt, mit diesen Reifen ausgerüstet.

Welche Vorteile bieten runderneuerte Reifen?

Der größte Vorteil ist der Kosten-Nutzen-Aspekt, welcher mit runderneuerten Reifen erzielt wird.

Da bei uns aus Sicherheitsgründen im September bis Oktober die „neuen“ runderneuerten Reifen montiert werden, das heißt, kurz vor dem Winter im Erzgebirge haben wir hier größtmögliche Traktion und damit ein Mehrgewinn an Sicherheit beim Bremsen, Anfahren und bei gefährlichen Witterungsverhältnissen. Ein runderneuerter Reifen kostet nur einen Bruchteil eines neuen Reifens und damit fällt es leichter, einen angefahrenen Reifen vor Einbruch des Winters zu wechseln, gerade in unserer topographischen Lage.

Gibt es aus Ihrer Ansicht Nachteile? Wenn ja, welche?

Nachteile von runderneuerten Reifen gibt es nach meiner Einschätzung keine, da heutzutage alle Karkassen vor der Runderneuerung per Lasertechnologie durchleuchtet und vorbeschädigte Reifen aussortiert werden. Damit wird der Einsatz von nichtsichtbaren Schäden der Karkassgründe nahezu ausgeschlossen.  Diese Schäden kamen früher doch immer nochmals vor, gehen jedoch jetzt gegen null.

Spielt der Nachhaltigkeitsaspekt der runderneuerten Reifen für die RVE eine Rolle?

Natürlich spielt Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen eine entscheidende Rolle und dies auch bei der Wahl der Reifen. Neureifen fahren wir aus Lenkgründen nur an der Vorderachse, aber nach Erreichen der kritischen Profiltiefe beginnt ein neues Leben für unsere Reifen und diese werden nicht entsorgt, sondern der ersten Runderneuerung zugeführt. Bei Haltbarkeit der Karkasse und Freigabe durch den Runderneuerer wird die Zweite durchgeführt. Damit haben unsere Reifen im Idealfall drei Leben. Erst dann wird die Karkasse aussortiert, denn dann spielt die Sicherheit die entscheidende Rolle. Durch die Mehrfachverwendung sichern wir die so schon knappen Ressourcen und wir werden dem umwelttechnischen Aspekt selbst bei den Reifen gerecht.

Sehen Sie noch Potenzial bei der Nutzung von runderneuerten Reifen bei der RVE?

Mit dem Ausrüsten aller Linienfahrzeuge, immerhin über 250 Stück, mit runderneuerten Reifen haben wir unser Potential nach dem jetzigen technischen Stand der Reifenindustrie nahezu voll ausgeschöpft. Lediglich der Einsatz von nur noch heißrunderneuerten Reifen statt kaltrunderneuerten lässt uns Luft nach oben. Da diese durch ihre Flankenüberdeckung die beste Wahl für unseren Fuhrpark sind, welcher größtenteils aus MAN, Scania und Mercedes Benz Linienfahrzeugen im Überlandverkehr besteht.

Würden Sie den Nutzern des ÖPNV den Einsatz von runderneuerten Reifen empfehlen?

Diese Frage ist mit einem klaren „Ja“ zu beantworten. Da in Zeiten der Ressourcenknappheit und dem Zugewinn an Sicherheit in den letzten Jahren ein runderneuerter Reifen in keinster Weise schlechter ist als ein Neureifen.

 

Über AZuR

Innovationsforum Altreifen-Recycling AZuRDas Innovationsforum Altreifen-Recycling AZuR (Allianz Zukunft Reifen) engagiert sich seit 2020 für die fachgerechte und nachhaltige Verwertung von Altreifen. Mit einer Arbeitsgruppe und dem Projekt „Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Runderneuerung von Fahrzeugaltreifen", das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird, setzt sich das AZuR-Netzwerk für die Förderung der Runderneuerung ein.

Mehr Informationen unter: https://azur-netzwerk.de/