Der „Tag der öffentlichen Auftraggeber“ fand in diesem Jahr zum 22. Mal in der Aula des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) statt und bot Fach- und Führungskräften aus Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen sowie innovativen Unternehmen eine Plattform zum Austausch über aktuelle Entwicklungen im Beschaffungswesen. Durchgeführt wurde die Veranstaltung erneut vom Kompetenzzentrum innovative Beschaffung (KOINNO) im Auftrag des BMWK.

Steigende Anforderungen und Chancen im öffentlichen Einkauf

Die Anforderungen an den öffentlichen Einkauf steigen stetig. Transparenz und Fairness im Beschaffungsprozess sicherzustellen und gleichzeitig moderne digitale Technologien zu integrieren, sind keine theoretischen Konzepte, sondern tägliche Herausforderungen für öffentliche Institutionen, betonte Dr. Helena Melnikov in ihrer Eröffnungsrede vor rund 200 Teilnehmenden.

Hinzu kommen die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen wie auch sozialen Kriterien, der steigende Druck hinsichtlich Kosteneffizienz und zeitnahem Agieren. Die Herausforderungen sind aber zugleich auch eine Chance, sich als Vorreiter in den Bereichen Innovation, Klimabewusstsein, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu etablieren. Denn gezielte Nachfrage kann einen Markt für innovative und nachhaltige Produkte schaffen. So wird die öffentliche Beschaffung zum Treiber für eine nachhaltigere Zukunft.

Politische Unterstützung ist dabei entscheidend. Der Gesetzgeber muss Regelungen schaffen, die Innovationen fördern und nicht durch Bürokratie behindern, forderte Melnikov.

 

Impulse zum Vergabetransformationspaket und Reallaboregesetz

Die Veranstaltung umfasste zahlreiche Vorträge von Branchenexperten. So präsentierte Dr. Konrad von Hoff, Referatsleiter Öffentliche Aufträge/Vergaberecht/ Immobilienwirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, den aktuellen Stand des Vergabetransformationspakets. „Das Vergabetransformationspaket wird einen deutlichen Schub für Vereinfachung, Beschleunigung und Digitalisierung des öffentlichen Einkaufs bringen.“ 

Sein Kollege Dr. Kai Hielscher, Leiter der Geschäftsstelle Reallabore im BMWK legte in seinem Beitrag den Fokus auf das Reallaboregesetz und die Bedeutung von Reallaboren für die Erprobung innovativer Lösungen. „Damit der öffentliche Sektor die Innovationskraft der Unternehmen überhaupt nutzen kann, müssen die Unternehmen auch die Möglichkeit haben, innovative Ideen zu entwickeln, zu testen und in den Markt zu bringen. Bahnbrechende Ideen kommen oft an die Grenzen des aktuellen Rechtsrahmens. Daher brauchen wir Reallabore.“

 

Best-Practice aus Hamburg

In ihrem konkreten Beispiel aus der Beschaffungspraxis zeigte die Hamburger Verwaltung mit ihrer Public Venture Client Unit GovTecHH, wie Beschaffung ein zentraler Teil der Innovationsförderung werden kann. Als erste Verwaltung in Deutschland hat die Freie und Hansestadt Hamburg zudem eine Experimentierklausel in ihre Vergaberichtlinie aufgenommen. Sie ermöglicht bei einem Auftragswert von bis zu 100.000 Euro nur ein Unternehmen zur Abgabe eines Angebotes aufzufordern.
 

„Wir lassen Potenzial auf der Straße liegen,“ sagte Paulo Kalkhake, Projektleiter bei GovTechHH und meinte damit z.B. den immer noch sporadischen Dialog zwischen Auftraggebern und innovativen Anbietern. Doch der Dialog ist vor allem für die Anbieter wichtig, damit das Thema Verwaltung und öffentliche Ausschreibungen nicht länger eine Blackbox bleibt und die Unternehmen stattdessen ihr innovatives Potential voll ausschöpfen können

 

Startup-Pitches: Innovative Lösungen für den öffentlichen Sektor

Zur Förderung des Austauschs zwischen öffentlichen Auftraggebern und innovativen jungen Unternehmen trugen drei Startup-Pitches bei.

So stellte die eviit GmbH, vertreten durch Gründer Steffen Dahnke, das Konzept digitaler Zwillinge sowie die Produkte EcoTwin und DisasterTwin vor. Mit diesen sollen auf der Basis von Datenmonitoring in Echtzeit verschiedenste Risiken minimiert werden.

Im 2. Pitch erläuterte Justus Pohle von HEIDI - Heimat Digital® die Vorteile und Funktionsweise der gleichnamigen Plattform. HEIDI bietet eine Vielzahl an Funktionen zur Digitalisierung der Verwaltung, der Förderung des sozialen Miteinanders und der Bürgerbeteiligung wie auch zur Förderung der Wirtschaft.

Tobias Freund von heynanny bildete den Abschluss der Startup-Pitches. Er beleuchtete die Herausforderungen von Berufstätigen, die Pflegearbeit leisten und stellte zur Unterstützung das Netzwerk aus Nannys, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Psychologinnen und Psychologen von heynanny vor.

Die Leiterin der Unterabteilung Innovations- und Technologiepolitik im BMWK, Tanja Alemany Sanchez de León, zitierte passend dazu Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Innovationen sind die Wertschöpfung von morgen" und unterstrich in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Programmen wie der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) für die Förderung von Innovationen.

 

Ausgezeichnete Leistung öffentlicher Auftraggeber: BAM gewinnt den Award „Innovation schafft Vorsprung“

Ein zentrales Highlight der Veranstaltung war die Verleihung des BME-Awards „Innovation schafft Vorsprung 2024“. Die Fachjury hatte aus allen Einreichungen öffentlicher Auftraggeber die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) mit ihrem Projekt „ModuH2Pipe@BAM“ als Sieger ausgewählt.

Dieses Projekt setzt neue Maßstäbe in der Pipeline-Technologie, indem es den sicheren Betrieb von Wasserstoff- und Wasserstoff-Erdgas-Pipelines ermöglicht. Die Auftragsvergabe erfolgte im Rahmen einer Innovationspartnerschaft, die speziell für die Entwicklung und Beschaffung neuer, am Markt noch nicht verfügbarer Lösungen konzipiert ist. Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des BME, lobte das Projekt als exemplarisch für moderne Verwaltung und betonte dessen Beitrag zur Energiewende.

 

HEIDI – Heimat Digital setzt sich beim KOINNO-Award „Ausgezeichnete Innovation“ gegen die Konkurrenz durch

Ein weiterer Höhepunkt war die erstmalige Verleihung des KOINNO-Awards „Ausgezeichnete Innovation" an ein Bieter-Projekt. Dieser Preis ging an die Open-Source-Plattform „HEIDI – Heimat Digital", die es Kommunen und Landkreisen ermöglicht, ihren Bürgerinnen und Bürgern innovative digitale Services anzubieten und so u.a. die Bürgerbeteiligung zu fördern.

„HEIDI" bündelt Informationen und Angebote innerhalb einer Stadt und vereinfacht den Zugang zu städtischen Dienstleistungen erheblich. Über die Plattform können Bürgerinnen und Bürger verschiedene Funktionen wie Termine bei Behörden, Vereinsaktionen oder Fahrgemeinschaften mit nur einem Login buchen. Die Flexibilität der Plattform ermöglicht es, Module individuell für jede Kommune zusammenzustellen und zu erweitern.

Dr. Melnikov betonte die Win-Win-Situation, die durch diese innovative Lösung für Auftraggeber und Anbieter, aber vor allem für die Bürger geschaffen wird.

Dr. Anna Christmann, Beauftragte des BMWK für die Digitale Wirtschaft und Start-ups, betonte in ihrer Videobotschaft den Wert des Austauschs zwischen Beschaffer- und Anbieterseite, den der „Tag der öffentlichen Auftraggeber" fördert und gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern zu ihren herausragenden Erfolgen.

 

Fazit

Beim „Tag der öffentlichen Auftraggeber 2024“ standen sowohl der Austausch unter den Teilnehmenden wie auch die Vermittlung greifbarer Beispiele aus der Beschaffungspraxis im Fokus. Es wurde einmal mehr deutlich, wie öffentliche Auftraggeber und innovative Anbieter gemeinsam zur Modernisierung und Effizienzsteigerung der Verwaltung beitragen können.

 Innovative öffentliche Beschaffung wird bereits vielerorts gelebt und es gibt eine Vielzahl an Initiativen, Services und Formaten, die diese Entwicklung weiter unterstützen – sie müssen nur genutzt werden.

Sven-Steffen Schulz, Leiter Digitale Anwendungen bei KOINNO, legte den Teilnehmenden in diesem Kontext auch die zahlreichen kostenfreien KOINNO-Angebote ans Herz. Gerade in den vergangenen Monaten wurden diese erheblich um weitere digitale Unterstützungstools für die Vergabepraxis erweitert.

 


„Auf der Veranstaltung den Spirit zu erleben und wahrzunehmen, wie wichtig der persönliche Austausch für alle Beteiligten ist, war wunderbar. Miteinander ins Gespräch zu kommen und andere Perspektiven einzunehmen, ist so wichtig, um Neues zu schaffen, Prozesse zu verbessern, Innovationen zu erkennen und ein Verständnis für die Geschäftspartner zu entwickeln. Lassen Sie uns daher gemeinsam die positive Welle, die Energie und den Schwung aus der Veranstaltung weitertragen. Der Community-Gedanke ist dabei wesentlich, indem politische Entscheider, öffentliche Auftraggeber, innovative Unternehmen, Startups, Rechts- und Einkaufsberater, Intermediäre und Multiplikatoren die innovative öffentliche Beschaffung als ein gemeinsames Ziel auf Augenhöhe diskutieren und weiterentwickeln. Das Kompetenzzentrum innovative Beschaffung (KOINNO) ist hierbei jederzeit Ihr Unterstützer und Berater!“ Susanne Kurz, Stellvertretende Leiterin KOINNO und Moderation und Organisation des Tags der öffentlicher Auftraggeber


 

Was Sie noch interessieren könnte:

Präsentationen vom TdöA

Kostenfreie Leistungen von KOINNO

Pressemitteilung des BMWK