Eine europäische Expertengruppe unter der Leitung von Prof. Jan De Maeseneer (Belgien) hat für die Europäische Kommission, Generaldirektion „DG Health & Food Safety“, zum Thema „effektive Wege für Investitionen in die Gesundheit“ ein Dokument unter dem Titel „Public Procurement in Healthcare Systems“ erarbeitet.
Jedes Jahr geben über 250.000 öffentliche Behörden in der EU etwa 14 % des BIP (ca. 2 Billionen €) für den Kauf von Dienstleistungen, Arbeiten und Lieferungen aus. Viele davon entfallen auf den Gesundheitssektor, ein Bereich, in dem die öffentliche Hand in vielen Ländern der Hauptbeschaffer ist. Wenn diese Beschaffungen bestimmte Schwellenwerte überschreiten, gelten die EU-Vorschriften für das öffentliche Auftragswesen. Angesichts der steigenden Kosten im Gesundheitswesen in der gesamten EU wird die öffentliche Auftragsvergabe zunehmend als Instrument zur Steigerung der Effizienz sowie als Beitrag zu besseren Gesundheitsergebnissen gefördert. Die Vergaberichtlinien 2014/24/EU "über die öffentliche Auftragsvergabe und zur Aufhebung der Richtlinie 2004/18/EG" und 2014/23/EU "über die Vergabe von Konzessionsverträgen" bilden einen EU-Rahmen für das öffentliche Auftragswesen in der EU. Dessen Kernprinzipien sind Transparenz, Gleichbehandlung und Nicht-Diskriminierung.Vor diesem Hintergrund wurde das Expertenpanel von der Europäischen Kommission gebeten, die Herausforderungen, die sich bei der öffentlichen Auftragsvergabe ergeben, und mögliche Lösungen für diese Herausforderungen im Gesundheitswesen zu untersuchen. Die Experten haben die Ausschreibungen von Arzneimitteln, Gesundheitstechnologie und E-Health untersucht. In jedem dieser Bereiche haben sie eine Reihe von Herausforderungen identifiziert, die sich auf die Komplexität des Beschaffungsprozesses, Machtungleichgewichte auf beiden Seiten der Transaktionen und die Rolle der Beschaffung bei der Förderung breiterer politischer Ziele beziehen. Die Expertengruppe empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung des Beschaffungsprozesses, wobei die Wichtigkeit betont wird, das Beschaffungswesen zur Förderung der Ziele des Gesundheitssystems und insbesondere der Interessen der Patienten zu nutzen, die umfassenderen Ziele der öffentlichen Politik in den Bereichen Soziales, Wirtschaft und Umwelt zu fördern und die Kapazitäten innerhalb der Organisationen, die im öffentlichen Beschaffungswesen tätig sind, auszubauen, um sicherzustellen, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten und Fachkenntnisse verfügen. Weitere drei Empfehlungen beziehen sich auf bestimmte Themen und betonen die Notwendigkeit, die Maßnahmen gegen Korruption in allen Phasen der Beschaffung im Gesundheitswesen zu verstärken, die öffentliche Beschaffung in Notfällen zu verbessern und gegebenenfalls die kooperative Beschaffung zu fördern.